Natura 2000 in Brandenburg: Moorraupe

Moorraupe im Löcknitztal

Anfang November war der NABU Straußberg e.V. mit seiner neuen Moorraupe(!) im Natura-2000-Gebiet „Löcknitztal“ bei der Arbeit. Gerd Haase und sein Team sind dort Pächter von Feuchtwiesen. Gemeinsam mit der IG Löcknitztal e.V., der Landesforstverwaltung als Eigentümerin  und unserem Projektteam sollen auf diese Weise wichtige Orchideenstandorte langfristig wieder hergestellt werden. 

 

Das Natura-2000-Gebiet „Löcknitztal“ zeichnet sich nicht nur durch den Fluss Löcknitz, sondern auch daran angrenzende Auen- und Feuchtwiesenbereiche aus. Der Naturschutzverein der IG Löcknitztal hält seit vielen Jahren die wertvollsten Wiesen im Gebiet in enorm anstrengender Handarbeit offen! 
Weitere Feuchtwiesen wurden nun durch die Naturschützer*innen um Gerd Haase mit einer Moorraupe gemäht. Durch die regelmäßige Mahd und Beräumung der Wiesen können sie sich langfristig wieder zu wichtigen Lebensräumen für Orchideen oder vom Aussterben bedrohten Schmetterlingsarten entwickeln. Viele potentiell artenreiche Wiesen sind in vergangener Zeit nicht genutzt worden und dadurch zunehmend verbuscht: Durchsetzungsstarke Pflanzen und Gehölze wie Erlen sind aufgewachsen und haben die sensiblen Feuchtwiesen verdrängt. Nur eine regelmäßige Pflege mittels einer Mahd kann die Verbuschung aufhalten. 

 

Spezielle Technik schützt Boden und Tiere 
Doch gerade diese Pflegemaßnahmen sind technisch herausfordernd. Durch den hohen Wasserstand ist der Untergrund besonders weich, sodass schwere Geräte wie Traktoren mit herkömmlichen Mähwerken einsinken und sich festfahren. Daher kommt hier die Moorraupe – ähnlich wie Pistenbullys in alpinen Regionen – zum Einsatz, die durch ihre Bauform als Kettenfahrzeug besonders geeignet ist. Durch die Fortbewegung über zwei breite, lange Ketten wird das Gewicht auf die gesamte Länge der Maschine verteilt. Durch die geringe Last, wird der Boden weniger verdichtet und insgesamt der Untergrund deutlich geschont. Auch das Mähen selbst verläuft schonend: Während bei anderen Mähwerken ein Sog entsteht, der Reptilien und Insekten ansaugt und schädigt, wird im Löcknitztal anders verfahren. Das eingesetzte Mähwerk besitzt eine Transportschnecke, die das Mahdgut nach dem schneiden, im Gerät an die Seite befördert. Erst dort wird es dann nach hinten in den Fangcontainer gepustet. Dadurch bleiben die Tiere, wie die im flachen Schnitt gefundene Erdkröte, am Boden und können den Lebensraum weiter nutzen. 

Nicht ohne besondere Herausforderung 
Der Einsatz der Moorraupe ist jedoch auch mit deutlichem Aufwand verbunden: Wie alle Kettenfahrzeuge dürfen auch diese nicht auf normalen Straßen fahren und müssen gesondert transportiert werden. Auch die Nutzung des Grünschnitts ist heutzutage nicht ganz einfach. Während in früheren Zeiten das Schnittgut üblicherweise in der Landwirtschaft als Einstreu im Stall, Kaninchenfutter oder als Dünger auf Ackerflächen genutzt wurde, wird dies heute durch günstigere Produkte ersetzt. Das Mahdgut wird also im Gebiet an geeigneten Stellen abgelagert und verrottet dort mit der Zeit. Noch vorteilhafter wäre es, wenn man dieses Material aus dem Gebiet entfernt. Doch dafür gibt es aktuell noch keine adäquaten Lösungen. Wir alle sind froh, dass durch diesen Kompromiss die Kernflächen des Löcknitztals offen gehalten und ihnen Nährstoffe entzogen werden können.

Hoffen auf Orchideen und Schmetterlinge 
Der Nährstoffentzug durch eine regelmäßige Pflege ist wichtig und führt dazu, dass konkurrenzschwache Pflanzenarten wieder Entwicklungschancen bekommen. Vom Nährstoffentzug und der sich verändernden Pflanzengesellschaft profitieren nicht nur die Orchideen sondern auch ganz besonders die Schmetterlingsfauna, für die das Löcknitztal über die Landesgrenzen hinaus besonders wichtiger Ort ist. Der Große Feuerfalter fühlt sich hier noch wohl oder der Goldene Scheckenfalter, der im Löcknitztal sein letztes Vorkommen in Brandenburg hat.  

Ansprechpartner

Andreas Zurell
Tel. 03 31 / 97 16 48 55
E-Mail schreiben

Nach oben