Was steckt hinter einer naturkundlichen Bootsfahrt? Jede Menge Infos zu Wasser und zu Lande - und bei sommerlichem Wetter auch beste Stimmung. Anlässlich des Natura-2000-Tages ging es Anfang Juli auf eine Entdeckungsreise über die renaturierte Spree im FFH-Gebiet Biotopverbund Spreeaue nördlich von Cottbus. Im Blick: die einzelnen Maßnahmen und die Artenvielfalt im Gebiet. Eingeladen hatte das Natura-2000-Team Süd gemeinsam mit dem Naturkundezentrum Spreeaue e.V.
Bei dieser Exkursion mit insgesamt vier Schlauchbooten standen die umgesetzten wasserbaulichen Maßnahmen im Fokus: Raubaumbuhnen oder Sohlgleiten zum Beispiel, die die Strukturvielfalt und Durchgängigkeit des Gewässers erhöhen und neue Lebensräume für Fließgewässerarten schaffen. Solche Einbauten verändern den Querschnitt des Flusses und sorgen so für unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten. Dort, wo das Wasser langsamer fließt, lagern sich Sedimente ab.
Vor Umsetzung der Maßnahmen konnten 20 Fischarten nachgewiesen werden, nach der Umsetzung stieg die Anzahl auf 23. Hier ist zum Beispiel der stark gefährdete Schlammpeitzger zu nennen, der nach den Maßnahmen erstmals nachgewiesen wurde. Aber auch Libellen- und einige Vogelarten profitieren von der Aufwertung des Lebensraums, darunter Grüne Keiljunger und Eisvogel. Stopps an mehreren relevanten Punkten ermöglichten es, die Maßnahmen genauer in Augenschein zu nehmen und ihre Funktionsweisen nachzuvollziehen.
Fast die gesamte Fläche des nördlichen Teilgebietes liegt im Vogelschutzgebiet Spreewald und Lieberoser Endmoräne. Die generelle Bedeutung dieses Natura-2000-Gebietes war damit ebenso Thema wie die umfangreichen Naturschutzmaßnahmen, um die Auenlandschaft wiederherzustellen oder ihre erneute Entwicklung anzustoßen. Mit Fischotter, dem Großen Feuerfalter oder Neuntöter wurden einige der Verantwortungsarten der FFH- und SPA-Richtlinie vorgestellt, die im Gebiet vorkommen. Ziel ist, der Spree und ihrer Aue langfristig eine möglichst natürliche Dynamik zu ermöglichen und die damit verbundene Artenvielfalt zu erhalten.
Der Spreeabschnitt wurde zwischen 2006 und 2015 als Kompensation für den Braunkohletagebau Cottbus-Nord renaturiert. Von Anfang Mai bis Ende Oktober bietet das Naturkundezentrum Spreeaue e.V. Touren durch die renaturierte Spreeaue an: per Rad, zu Fuß oder mit Kremser oder eben per Paddelboot.
Natura 2000 dient dem Erhalt natürlicher Lebensräume und wildlebender Tiere und Pflanzen – der biologischen Vielfalt – innerhalb der Europäischen Union. Es ist das weltweit größte Netz von Schutzgebieten und setzt sich aus Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (FFH) sowie Vogelschutzgebieten (SPA) zusammen. Am 21. Mai, dem Natura-2000-Tag, sollen diese europäischen Naturschätze in den Blick rücken.