Hoch hinaus für die Fledermaus!

Hoch hinaus für die Fledermaus!

Die Teilnehmenden verfolgen die Erklärungen zu den Flattertieren.
Verschiedene Kästen für die Fledermäuse.
Der 30 Kilo schwere Kasten wird mit vereinten Kräften angebracht.
Die Welle dient als Markierung, an welchem Baum ein Kasten hängt.
Jendrik Terasa in vier Meter Höhe.

Das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) „Genshagener Busch” zeichnet sich durch einen besonders schönen und weitläufigen Laubwald aus. Schwarzerlen, Eschen, Buchen, Pappeln und Eichen werden durch wenige, aber starke Kiefern ergänzt. Dieser Waldkomplex bietet jedoch mit seinem noch jungen Baumbestand gerade Fledermäusen noch nicht die idealen Bedingungen, um Unterschlupf zu finden. Im Jahr 2017 wurden hier zunächst neun der 19 in Brandenburg vorkommenden Fledermausarten kartiert. Sie nutzen das Gebiet nicht nur zur Jagd, sondern auch für die Quartierssuche. Leider werden die Umstände für die Fledermäuse zunehmend schlechter: Da eine immer geringere Anzahl an Alt- oder Totholzbäumen vorhanden ist, haben die Säuger nicht ausreichend Möglichkeiten zum Hängen oder Verstecken. Auch Gebäude abzureißen oder zu sanieren ist problematisch, da Spalten, Keller oder Dachböden für den Unterschlupf verschlossen werden und wegfallen. Zur Verbesserung der Situation im Wald sollten Land- sowie Forstwirtschaft einerseits auf Biozide verzichten. Andererseits ist es auch förderlich, passende Höhlenbäume (Bäume mit Faulstellen, abstehender Rinde, Aufrissen, Zwieselbildung) zu erhalten und Fledermauskästen aufzuhängen.

Fledermäuse brauchen dringend neuen Unterschlupf

Daher haben wir im Projekt Natura-2000-Umsetzung II am 30. Oktober 25 neue Kästen als Unterschlupf für die Fledermäuse im Genshagener Busch installiert. Dabei wurden wir von Jendrik Terasa (Natur+Text) und Markus Mohn (Landschaftspflegeverein Mittelbrandenburg e. V.) tatkräftig unterstützt. Am Standort nahe der Ortschaft Genshagen haben 50 interessierte Besucherinnen und Besucher - neben Familien mit Kindern auch Spazierende oder Naturschutzfreunde - eine Hängung von zehn Kästen live erlebt. Dabei konnte das gut gemischte Publikum die bis zu 30 Kilogramm schweren Kästen an vorher markierten Bäumen in schwindelnder Höhe selbst aufhängen und gleichzeitig viel über die Fledermäuse erfahren. Zum einen hat Jendrik Terasa als Fledermaus-Experte spannende Informationen zu den Kästen und den Arten im Gebiet mitgebracht. Zum anderen hat Julia Teubner (Projektleiterin Fledermausfreunde Brandenburg, NABU Brandenburg) an einer eigens aufgebauten Station und kleinen Waldausstellung die Interessierten für die Flattertiere begeistert.

Fledermauspatenschaften wurden vergeben

Um besonders interessierten Naturschutzfreunden auch die Möglichkeit zu geben, für die Fledermäuse Verantwortung zu übernehmen, haben wir ehrenamtliche Patenschaften vergeben. Eine Patenschaft umfasst einen Standort mit jeweils fünf Kästen. Als Pate oder Patin ist man - in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverein - dafür zuständig, die Kästen zweimal jährlich zu kontrollieren. Dabei wird geprüft, ob die Kästen entwendet wurden oder beschädigt sind. Vor allem Familien waren an der Patenschaft sehr interessiert und haben eine Urkunde mit ihren zugewiesenen Bäumen erhalten. Wir freuen uns über diese Unterstützung sehr!

Kästen dienen als Winterquartier, Wochenstube oder Tageswohnraum

Der öffentliche Teil war Tagesabschluss einer so genannten Maßnahmenumsetzung unseres Projektes, das bei der Stiftung NaturSchutzFonds angesiedelt ist. Dabei haben wir im nicht-öffentlichen Teil bereits 15 Kästen angebracht. Insgesamt wurden an diesem Tag im Genshagener Busch 25 neue Quartiere an vier unterschiedlichen Standorten in drei bis fünf Metern Höhe aufgehängt. Dort können die verschiedenen Fledermausarten des Gebietes zukünftig nicht nur den Tag verbringen, sondern sich auch für die Überbrückung des Winters einrichten. Dies wird durch fünf Typen von Kästen ermöglicht, die sich nach der Größe der Fledermaus sowie der Funktion unterscheiden. Die großen Kästen eignen sich dabei besonders für Arten wie den Großen Abendsegler (ca. sieben bis acht Zentimeter), während die Mopsfledermaus als Waldart eher ein kleineres Exemplar (ca. vier bis sechs Zentimeter) darstellt und auch kleinere Kästen aufsucht. Ein Ziel ist es, gerade hier die Mopsfledermaus zu fördern. Bei zukünftigen Kontrollen hoffen wir daher, zehn oder mehr Fledermausarten im Areal zu finden.

Weitere Arten und Lebensräume im Genshagener Busch

Der Genshagener Busch hat eine Größe von knapp 283 Hektar und erstreckt sich von Großbeeren bis Genshagen. Im Norden grenzt das Areal an das Landschaftsschutzgebiet Diedersdorfer Heide und Großbeerener Graben. Der Genshagener Busch zeichnet sich durch einen Waldkomplex auf feuchten bis nassen Niedermoorstandorten aus. Randliche Röhrichtflächen und artenreiche Staudensäume ergänzen zusammen mit Gräben und Auenwäldern das Landschaftsbild mit den dort lebenden Tierarten. Dazu zählen neben den Fledermausarten vor allem Vögel wie Neuntöter, Wespenbussard, Schwarzspecht, Kranich und Rotmilan, aber auch Pflanzen wie Sumpf-Segge, Faulbaum, Hainrispengras, Adlerfarn oder Moorbirke. Weitere Infos sind auf der Projektgebietsseite zu finden.

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