Vom Forsthaus zum Fledermausquartier

Vom Forsthaus zum Fledermausquartier

Marodes Mauerwerk...
...wird gesichert...
und gewährt den Fledermäusen wieder einen störungsfreien Lebensraum.

Das NSG Gränert ist sowohl naturschutzfachlich als auch kulturhistorisch interessant, vor allem, weil der Artenschutz von der geschichtlichen Entwicklung profitiert. Der Gränert ist eine Halbinsel im Möserschen See und Breitlingsee nahe der Stadt Brandenburg an der Havel mit einer Größe von 467 Hektar. 1998 zum Naturschutzgebiet erklärt, ist das FFH-Gebiet gleichzeitig in unserer Gebietskulisse im Projekt Natura-2000-Umsetzung II enthalten. Dort setzen wir Naturschutzmaßnahmen aus der Natura-2000-Managementplanung direkt um. Eine dieser Maßnahme war die Sicherung  eines Fledermausquartiers im nördlichen Areal.

Forsthauskeller wird für Flattertiere gesichert

Das Fledermausquartier liegt in jenem Bereich, der heute noch mit der Bezeichnung „Am Forsthaus“ in Kartenwerken zu finden ist. Seit dem Mittelalter war die Gegend ländlich geprägt und landwirtschaftlich genutzt. Die wechselvolle Geschichte begann mit einem mittlerweile untergegangenen Dorf und endete nach einer Schweinemast in der DDR mit verfallenen Gebäuden. Gerade einer der Gebäudekeller ist allerdings für Fledermäuse sehr nützlich. Mitte des 19. Jahrhunderts ging das Gebiet in den Besitz von Ludwig Graf von Wartensleben über, der für die Aufforstung sorgte und das besagte Forsthaus bauen ließ. Als dieses Gebäude um die Jahrtausendwende abgerissen bzw. dem Verfall überlassen wurde, ist der Keller erhalten geblieben. Als Quartier für die ‚Schönen der Nacht‘ wurde er anschließend durch die UNB Brandenburg an der Havel gesichert. Jedoch kam es in der Vergangenheit durch Vandalismus und durch Betreten des Kellers von Unbefugten immer wieder zu Störungen. Daher initiierten wir im September eine erneute Sicherung, um die Ruhe der streng geschützten Tiere zu gewährleisten.

Dabei wurde das marode Mauerwerk zunächst abgetragen, eine Schalung aufgebaut und Bewehrungseisen für die Stabilität eingezogen. Im Anschluss fertigte die Baufirma einen neuen Betonmantel zur Sicherung des Kellerzuganges sowie der Fledermaustür an. Dieser Mantel, fest mit dem Mauerwerk verbunden, umgibt den Kellereingang komplett, sodass auch die Seiten des Zugangs für Menschen verschlossen sind. Die Instandhaltung verhindert insgesamt, dass die Fledermaustür benutzt und der Keller betreten werden kann. Einflugschlitze machen den Zugang nur noch für Fledermäuse möglich. Dadurch wird langfristig sichergestellt, dass die Fledermäuse in ihrem Winterquartier nicht mehr gestört werden.

Gebiet für Fledermäuse ideal

Das FFH-Gebiet bietet einen guten Lebensraum für die nachtaktiven Säuger: Die vielfältige Struktur aus verschiedenen Baumarten (Hainsimsen-Buchenwälder, Eichenwälder, Moor- und Auenwälder) mit Mooren und Feuchtwiesen sowie die kleinen Gewässer (z. B. die Buckau) und die Uferbereiche sind ein nahrungsreiches Jagdhabitat. 2017 wurden mithilfe von Horchboxen, Detektoren und Netzfängen daher etliche Fledermausarten identifiziert. Auch wenn einige Höhlenbäume vorhanden sind, ist es für die Fledermäuse wichtig, dass Unterschlupfmöglichkeiten gesichert werden. Denn wie bereits berichtet, ist es für die Tiere bei zunehmender neuer und sanierter Besiedlung sowie Abholzung und Entfernung von Totholz notwendig, dass Quartiere erhalten bleiben oder neu geschaffen werden.

Der Gränert: Zwischen wasserreichen Wäldern und Wiesen

Neben den Fledermäusen ist der Gränert mit seiner Wald- und Wiesenstruktur auch für andere geschützte Tiere ein bedeutender Lebensraum: Neben dem seltenen Fisch Bachneunauge finden sich hier auch die Bauchigen und Schmalen Windelschnecken sowie der Kammmolch und der Moorfrosch wieder. Damit der wasserreiche Komplex ‚Gränert‘ in seiner Form für Tiere und Pflanzen erhalten werden kann, bedarf es wichtiger Aktivitäten. Neben der Sicherung eines ausreichenden (Grund-)Wasserstandes sind vor allem auch die Pflege und Ausweitung seltener Offenlandlebensräume wie die Pfeifengraswiesen und der Mageren Flachland Mähwiese  von großer Bedeutung, die wir in der kommenden Zeit umsetzen werden.

Für die zahlreichen kulturhistorischen Informationen danken wir Michael Weggen sehr!

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