Natura 2000 in Brandenburg: Heideverjüngung

Für Heidschnucken und Ziegen wird Heide verjüngt

Pflegeeinsatz im FFH-Gebiet Swatzke und Skabyberge gestartet: Überalterte Heide wird mit Vertragsnaturschutzgeldern für eine Beweidung vorbereitet. Im neuen Schwerpunkt zum Thema "Winterputz" stellen wir in den kommenden Wochen diverse Maßnahmen vor, die sich mit der Vorbereitung der Flächen für das Frühjahr beschäftigen.

 

Das FFH-Gebiet „Swatzke und Skabyberge“ (Landes-Nr. 208) ist etwa 458 Hektar groß und liegt im Landkreis Oder-Spree. Es ist ein ehemaliger Truppenübungsplatz, der durch Kiefernwälder, deren Sukzessionsformen und trockene Offenlandlebensräume geprägt ist. Im Jahr 2012 wurde im FFH-Gebiet im Rahmen der Managementplanung der Lebensraumtyp (LRT) 2310 ‚Trockene Sandheiden‘ kartiert. Er ist im Schutzgebiet eng vergesellschaftet mit dem LRT 2330, den ‚Dünen mit offenen Grasflächen‘ auf Flugsandflächen. Beide konnten sich durch die militärische Nutzung auf knapp 120 Hektar im Gebiet prächtig entwickeln. Der Unterschied in der Zuordnung der Lebensraumtypen – 2310 oder 2330 – liegt hauptsächlich im Deckungsgrad des Heidekrautes (Calluna vulgaris), das auf den Dünenbereichen kaum vorkommt, bzw. erst langsam einwandert. Die Dünenbereiche bestehen aus feinen, extrem armen Sanden, was die Besiedelung durch Pflanzen erschwerte. Für die Zauneidechse (Lacerta agilis) – Reptil des Jahres 2020 und ganz aktuell auch 2021 – stellt das Gebiet einen wichtigen Lebensraum dar.

 

Ohne Pflege verschwindet die Heide

Nachdem die militärische Nutzung 1994 endete, erfolgte acht Jahre später die Ausweisung als Naturschutzgebiet. Der Erhaltungsgrad der Offenland- und Dünenlebensräume wurde 2012 größtenteils noch im guten Zustand (B) kartiert. Während der militärische Übungsbetrieb durch Befahrung, Beschuss oder Brand nebenbei die offene Landschaft „garantierte“, schritt nun  die Sukzession im Gebiet  voran. Kleinere Teilflächen konnten im Rahmen der FFH-Managementplanung bereits durch kontrolliertes Brennen gepflegt werden. Der Großteil der Heide blieb jedoch ungenutzt. Im Jahr 2016 fand eine größere Gehölzentnahme auf ca. 24 Hektar statt. Es wurden Kiefern und Birken entnommen und so der Offenlandcharakter wiederhergestellt. Eine direkte Folgenutzung blieb allerdings aus.

 

Langfristiges Engagement führt zum Erfolg

Durch enge Zusammenarbeit zwischen den lokalen Akteuren (Jägerschaft, Schäferei- und Forstbetrieb), den zuständigen Behörden (Landesamt für Umwelt, Untere Naturschutzbehörde und der zuständigen Oberförsterei), der Eigentümergemeinschaft und unserem Projektteam konnten ganz aktuell die zentralen Bereiche des Schutzgebietes einer Verjüngungskur unterzogen werden. Viel Vorarbeit und Geduld waren erforderlich, bis die Arbeiten begannen. Erste Abstimmungen mit der Unteren Naturschutzbehörde fanden im Rahmen unseres Projektes bereits im Februar 2019 statt. Wir führten Gespräche mit dem Schäfereibetrieb, bezogen das Landesamt für Umwelt mit ein, kontaktierten die Eigentümergemeinschaft und suchten nach Lösungen für eine Finanzierung. Auf munitionsbelasteten Flächen können Pflegemaßnahmen nur mit einer vorherigen Einschätzung und Freigabe durch die zuständige Stelle des Zentraldienstes der Polizei erfolgen. Unser Projektteam übernahm für die Eigentümer diesen Vorgang und konnte damit den Prozess beschleunigen.  Es zeigte sich, dass es sich lohnt am Ball zu bleiben, auch wenn nach den ersten Treffen ein Erfolg eher unrealistisch erschien. Wir sind sehr zufrieden, dass wir mit unserer Arbeit diesen Prozess anstoßen, begleiten und fachlich unterstützen konnten. So kam es, dass tatsächlich im November 2021 Randbereiche durch weitere Gehölzentnahmen geöffnet, das überalterte Heidekraut auf insgesamt etwa 24 Hektar abgemäht und anschließend das anfallende Material von der Fläche beräumt werden konnte.

 

Beweidung als angepasste Nutzung für die Heide

Die Entnahme der letzten Gehölze und die Verjüngung der Altheide ist die Vorbereitung auf eine langfristige Beweidung. Bald sollen hier eine Heidschnucken- und Ziegenherde weiden.  Zwischen dem Landesamt für Umwelt und dem Schäfereibetrieb wird ein langfristiger Vertrag abgeschlossen, der die Nachnutzung und Offenhaltung sicherstellen wird. Die komplette Umsetzung der Maßnahmen wird finanziert durch das Vertragsnaturschutzprogramm des Landesamtes für Umwelt. Ein großer Erfolg bis hierher. Wir sind sehr gespannt und freuen uns schon auf nächstes Jahr, wenn die jungen Heidepflanzen wachsen und Heidschnucken die Pflege übernehmen. Das FFH Gebiet „Swatzke und Skabyberge“ ist noch bis Ende 2022 in der Projektkulisse unseres Projektes Natura-2000-Umsetzung I. So werden wir weitere Erhaltungsmaßnahmen für die LRTs 2310 und 2330 anstoßen. Gleichzeitig befinden sich Maßnahmen zum Erhalt des LRTs 91T0 in der vorbereitenden Abstimmung.

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