Natura 2000 in Brandenburg: Entbuschung

Weniger ist manchmal mehr – Entbuschung für Trockenrasen

Im FFH-Gebiet „Booßener Teichgebiet“ wurde eine 1,3 Hektar große Fläche von Gehölzen befreit. Anschließend sorgt eine Beweidung mit Schafen und Ziegen dafür, dass die Fläche offen bleibt und sich der besonders schützenswerte FFH-Lebensraumtyp „trockene, kalkreiche Sandrasen“ (LRT 6120) wieder entwickeln kann.

Entbuschung als eine Form der Biotoppflege wirkt zunächst für Außenstehende ungewöhnlich: In die „natürliche“ Entwicklung eines Biotops wird eingegriffen. Doch dies aus gutem Grund: Denn die Verbuschung – auch Sukzession genannt – stellt eine erhebliche Gefährdung für den Lebensraum dar. Durch den Wegfall der Beweidung vielerorts haben sich konkurrenzstarke Pflanzen wie Hochstauden, Sträucher und Bäume auf den ehemals offenen Trockenrasenbiotopen entwickeln können. Durch ihre Dominanz verdrängen sie weniger konkurrenzfähige kleinere und lichtbedürftige Pflanzen, die typisch für Trockenrasen sind, und auch für bestimmte Tierarten wichtiger Bestandteil des Lebensraums. Dazu zählen verschiedene Gräser, niedrigwachsende Kräuter und kleinwüchsige Steppenpflanzen.

Für Brandenburg besteht eine besondere Verantwortung den Lebensraumtyps in besonderem Maße zu schützen. Maßnahmen wie die Entbuschung dienen also insgesamt dazu, Lebensräume und Biotopverbunde von stark gefährdeten Tier- und Pflanzenarten des Trockenrasens wieder herzustellen.

Trockene, kalkreiche Sandrasen im Booßener Teichgebiet

Auch im FFH-Gebiet „Booßener Teichgebiet“ gibt es den europaweit geschützten Lebensraumtyp „trockene, kalkreiche Sandrasen“. Das FFH- und gleichnamige Naturschutzgebiet hat eine Größe von etwa 104 Hektar. Namensgebend ist das Booßener Mühlenfließ, durch dessen Anstauung die Booßener Teiche entstanden. An den Gewässern hat sich eine artenreiche Amphibien- und auf den trockenen Kuppen und an Talhängen eine artenreiche Reptilienfauna etabliert. Mehr als 70 Brutvogelarten wurden im Gebiet nachgewiesen.

Sandtrockenrasen sind auf einer im Tal gelegenen Kuppe sowie vereinzelt auf den Talhängen zu finden. Sie umfassen eine Fläche von etwa drei Fußballfelder (1,5 Hektar). Hier finden sich stark gefährdete Arten die Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), der Ähriger Blauweiderich (Pseudolysimachion spicatum) oder der Niederliegender Ehrenpreis (Veronica prostrata). Auch Tiere wie die Zauneidechse fühlen sich in den Trockenrasenbereichen besonders wohl.

Die fortschreitende Verbuschung stellt im Gebiet ein großes Problem dar: Früher wurden die Flächen durch Beweidung offen gehalten, sodass sich eine charakteristische und artenreiche Vegetation entwickeln konnte. Ein starkes Aufkommen von lebensraumuntypischen Gehölzen wie Schlehe verdrängen die typischen Trockenrasenarten. Daher haben wir in unserem Projekt Natura-2000-Umsetzung-II eine Entbuschung initiiert, um die Bereiche wiederherzustellen.

Schritt für Schritt zum Trockenrasen zurück
Nach gemeinsamer Projektplanung mit dem Landesamt für Umwelt Brandenburg (LfU) und der Unteren Naturschutzbehörde Frankfurt (Oder) hat ein regionaler Landwirtschaftsbetrieb von Oktober bis Dezember 2021 den Westhang an einem der vier Booßener Teiche entbuscht. Finanziert wurde die Entbuschung aus Vertragsnaturschutzmitteln des Landes. Der Landwirtschaftsbetrieb hat dabei großflächig die hohe Anzahl der Sträucher und Bäume entfernt. Im Anschluss an die Entbuschung werden die Flächen von einer regional tätigen Schäferin ab diesem Jahr ebenfalls über Vertragsnaturschutz mit Schafen und Ziegen temporär beweidet. Diese mähen quasi auf natürliche Art und Weise die Fläche, indem sie die für den Lebensraum untypische Vegetation abfressen.

Von den Pflegemaßnahmen erhoffen sich die Naturschützer, dass die typischen und kleinwüchsigen Trockenrasen-Pflanzen wieder genug Platz und Licht haben. Was zunächst sehr kahl wirkt, ist langfristig nützlich, damit die Vielfalt im Booßener Teichgebiet entwickelt kann und erhalten bleibt.

 

 

 

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