Natura 2000 in Brandenburg: Hausbesuch bei Flattertieren

Hausbesuch bei Flattertieren

Für die Förderung von Fledermaushabitaten ist nicht nur die Anbringung von Kästen als Behausung, sondern auch deren jährliche Kontrolle wichtig. Deswegen schauen unsere Kolleginnen und Kollegen der Naturwacht bei den ‚Schönen der Nacht‘ nach dem Rechten.

 

Zu den Aufgaben der Rangerinnen und Ranger der Naturwacht gehört unter anderem auch die regelmäßige Kontrolle von Fledermauskästen im zuständigen Gebiet. Dabei wird zum einen geprüft, ob diese noch vorhanden und unbeschädigt sind. Zum anderen werden die Kästen – wenn sie nicht selbstreinigend sind – gesäubert und hinsichtlich des Besatzes kontrolliert. Ein erfolgreiches Beispiel aus dem Naturpark Westhavelland zeigt, wie das geht.

 

Fledermäuse im „Großen Fenn“

Im Großschutzgebiet (GSG) Naturpark Westhavelland liegt auch das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) „Großes Fenn“. Dieses ist Teil der Gebietskulisse unseres Projektes Natura-2000-Umsetzung I, zuständig ist die Naturwacht vor Ort. Das „Große Fenn“ liegt im westlichen Teil des Havellandes nahe der Ortschaft Böhne und ist knapp 84 Hektar groß. Als ein seltenes Moorgebiet setzt es sich zusammen aus dem Fennsee, Zwischenmooren und verschiedenen Waldkomplexen. Die Kombination aus Gewässer, feuchten Standorten und unterschiedlichen Baumarten ist für Fledermäuse ein interessanter Lebensraum. Im Rahmen der FFH-Managementplanung wurden bereits sechs der 19 in Brandenburg heimischen Arten registriert, darunter auch die besonders schützenswerte Mopsfledermaus (s. FFH-Managementplan, Kurzfassung, S. 5).

 

Um sie zu unterstützen, kümmern sich die Rangerinnen und Ranger im Naturpark um den Erhalt und die Vergrößerung ihrer Unterschlupfmöglichkeiten. Dazu wurden im „Großen Fenn“ zunächst mit einer privaten engagierten Waldbesitzerin geeignete Bäume für Fledermauskästen ausgesucht und angebracht. Im Sommer 2020 konnten dann die ersten zehn Kästen aufgehängt werden. Im Frühjahr und Herbst dieses Jahres folgten acht weitere Kästen. Fünf Kästen sind vom Jäger gebaut worden und weitere wollen wir gemeinsam mit der Waldbesitzerin besorgen.

 

Kastenkontrolle: den Fledermäusen einen Kurzbesuch abstatten

Die jährliche Kontrolle der Kästen wurde von den Kolleginnen und Kollegen der Naturwacht im Westhavelland im September gemeinsam mit Klaus Thiele durchgeführt. Als Fledermausexperte des „Landesfachausschuss (LFA) Säugetierkunde Brandenburg-Berlin“ ist er Teil der Facharbeitsgemeinschaft des Naturschutzbund (NABU) Brandenburg und in dieser Funktion wichtiger Partner für das Monitoring der Flattertiere. Bei einer solchen Kastenkontrolle werden die Kästen mit einer Taschenlampe oder bei Sonnenschein mit einem Spiegel beleuchtet. So ist es möglich, den Besatz (Anzahl der Tiere) zu erfassen. Da die nachtaktiven Säugetiere streng geschützt sind und nach dem Bundesnaturschutzgesetz eine Störung verboten ist, kann nur der Fledermausexperte den Tieren näherkommen. Durch die genaue Betrachtung lassen sich die Arten voneinander unterscheiden und die Geschlechter bestimmen. Für ein genaues Monitoring ist dies erforderlich.

 

Fledermäuse nehmen Kästen gut an

Die diesjährige Kontrolle im „Großen Fenn“ war besonders erfreulich: Zum einen wurde mit dem Braunen Langohr eine weitere – nicht im Managementplan erfasste – Art im Gebiet entdeckt. Zum anderen sprechen weitere vorgefundene flatternde Bewohner und Kotspuren dafür, dass die Kästen gut angenommen werden. Weil viele Kastenreviere im Land Brandenburg über Jahre unbesetzt bleiben, waren Fledermausexperte und Rangerin besonders positiv überrascht, dass die neuen Kästen so schnell angenommen wurden. Daher ist auch das Vorhaben, dass Kastenrevier in den kommenden Jahren noch zu erweitern, vielversprechend und wichtig. Wie bereits berichtet, gibt es durch zahlreiche Gründe immer weniger Lebensraum für die Fledermäuse. Daher kann es nicht genug (Engagement für) Unterschlupfmöglichkeiten geben.

Die Kastenkontrolle – als letztes Thema des Herbst-Schwerpunktes – stellt eine weitere wichtige Aufgabe unserer Umsetzungsprojekte dar. Diese und weitere Tätigkeiten zum Erhalt und der Entwicklung der Fledermäuse wie Quartierssicherung, Beratung zum privaten Fledermausschutz, Informationen zu Fledermäusen und deren verschiedenen Kästen werden wir auch in den kommenden Jahren verfolgen.

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